Frühgeburten in der Schweiz: Neo-Aufenthalt, Ernährung und unterstützende Massnahmen

November 17, 2024
Frühgeburten in der Schweiz: Neo-Aufenthalt, Ernährung und unterstützende Massnahmen
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Frühgeborene sind wahre Kämpfer, doch der Start ins Leben ist für sie oft ein besonderer Weg. In der Schweiz gibt es viele medizinische und therapeutische Möglichkeiten, um den kleinsten Patienten und ihren Familien zu helfen. Themen wie der Aufenthalt auf der Neonatologie, spezielle Ernährungsbedürfnisse, Osteopathie und Bonding spielen dabei eine zentrale Rolle.

Neo-Aufenthalt: Intensive Betreuung für Frühgeborene
Frühgeborene, besonders die vor der 32. Schwangerschaftswoche, benötigen oft einen Aufenthalt auf der Neonatologie (kurz: "Neo"). Hier wird ihr kleiner Körper engmaschig überwacht und unterstützt.

  • Ausstattung: Moderne Inkubatoren sorgen für eine geschützte Umgebung, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sauerstoffzufuhr reguliert.
  • Medizinische Unterstützung: "Frühchen" erhalten Unterstützung bei der Atmung (z. B. durch CPAP-Geräte), Infusionen zur Ernährung und regelmässige Überwachung von Vitalwerten.
  • Pflege: Die Pflege durch speziell geschultes Personal umfasst medizinische Massnahmen, aber auch Berührungen und Nähe, die für die Entwicklung der Babys essenziell sind.

Die durchschnittliche Dauer eines Neo-Aufenthalts hängt vom Reifegrad des Babys ab und kann von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten reichen.

Neo-Aufenthalt: "Frühchen-Oktopus" - Geborgenheit im Inkubator
Ein besonderer Helfer für Frühgeborene ist der sogenannte "Frühchen-Oktopus". Ursprünglich aus Dänemark stammend, hat er sich weltweit in Neonatologien etabliert. Dieser kleine gehäkelte oder gestrickte Oktopus wird "Frühchen" in den Inkubator gelegt und hat viele Vorteile:

  • Geborgenheit: Die Tentakel des Oktopus erinnern das Baby an die Nabelschnur und schaffen ein Gefühl von Sicherheit, ähnlich wie im Mutterleib.
  • Beruhigung: Das Greifen nach den Tentakeln wirkt beruhigend und gibt den Babys Halt.
  • Schutz: Durch die Beschäftigung mit den Tentakeln greifen die Frühchen weniger nach Schläuchen oder Kabeln, was die Sicherheit erhöht.

Der "Frühchen-Oktopus" wird im Rahmen von Initiativen wie "Octopus for a Preemie" häufig von ehrenamtlichen Helfern hergestellt und an Krankenhäuser gespendet. Wichtig ist, dass die Materialien und Verarbeitung den Sicherheits- und Hygienestandards entsprechen.

Ernährung: Ein besonderer Fokus
Frühgeborene können in den ersten Tagen oft nicht direkt gestillt werden, da sie zu schwach sind, um selbstständig zu trinken. Daher ist die Ernährung eine zentrale Herausforderung:

1. Muttermilch als Goldstandard:
  • Muttermilch ist besonders wertvoll für "Frühchen", da sie individuell auf die Bedürfnisse des Babys abgestimmt ist und wertvolle Antikörper liefert.
  • Falls Stillen nicht möglich ist, kann abgepumpte Muttermilch oder Spender-Muttermilch (aus Milchbanken) verwendet werden.
    2. Angereicherte Milch:
    • Da "Frühchen" oft einen erhöhten Kalorien- und Nährstoffbedarf haben, wird Muttermilch häufig mit zusätzlichen Kalorien und Proteinen angereichert.
    3. Parenterale Ernährung:
    • In den ersten Tagen oder Wochen, wenn die Verdauung noch nicht voll entwickelt ist, erhalten "Frühchen" Nährstoffe direkt über Infusionen.

     Mit der Zeit lernen die Babys, selbstständig zu trinken, entweder an der Brust oder über Flaschenfütterung.

    Bonding: Nähe trotz Technik
    Das Thema Bonding ist für Frühgeborene und ihre Eltern von entscheidender Bedeutung. Trotz der technischen Umgebung auf der Neonatologie ist es wichtig, eine enge Bindung aufzubauen:

    • Känguru-Methode: Eltern halten ihr Baby direkt auf der Haut. Diese Methode fördert die Temperaturregulation, stabilisiert den Herzschlag und stärkt die Bindung.
    • Berührung und Stimme: Auch wenn ein "Frühchen" noch im Inkubator liegt, können Eltern durch sanfte Berührungen und Sprechen Nähe aufbauen.
    • Stillversuche: Sobald das Baby stabil genug ist, können Mütter erste Stillversuche unternehmen, was sowohl die Bindung als auch die Milchproduktion fördert.

     

    Osteopathie: Unterstützung der Entwicklung
    Frühgeborene können aufgrund ihrer frühen Geburt Spannungen oder Blockaden im Körper entwickeln. Osteopathie kann helfen, diese zu lösen und die Entwicklung zu fördern:

    Ziele der Osteopathie:
    • Förderung der Bewegungsentwicklung.
    • Unterstützung bei Verdauungsproblemen wie Koliken.
    • Verbesserung der Schlafqualität.
    • Sanfte Lösung von Spannungen im Kopf- und Nackenbereich, die durch die Geburt entstanden sein könnten.

      Die Sitzungen sind speziell auf die Bedürfnisse von Frühchen abgestimmt und werden von erfahrenen Kinder-Osteopathen durchgeführt.


      Die Rolle der Eltern: Starke Partner für die kleinen Kämpfer
      Eltern von Frühgeborenen stehen oft unter großem emotionalen und körperlichen Druck. Gleichzeitig spielen sie eine zentrale Rolle im Heilungs- und Entwicklungsprozess ihres Babys. Tipps zur Unterstützung:

      • Selbstfürsorge: Eltern sollten sich bewusst Pausen gönnen, um Kraft zu tanken.
      • Involvierung in die Pflege: Viele Neonatologien fördern die aktive Mitarbeit der Eltern bei der Pflege, z. B. Wickeln oder Füttern.
      • Unterstützungsangebote: Organisationen wie "Frühchen" Schweiz bieten Hilfe und Vernetzung.
         

      Fazit: Ein besonderer Start mit vielen Möglichkeiten
      Frühgeborene starten mit besonderen Herausforderungen ins Leben, doch dank der medizinischen Versorgung in der Schweiz, moderner Ernährungsmethoden, Bonding-Massnahmen und unterstützender Therapien wie Osteopathie haben sie heute hervorragende Chancen auf ein gesundes Leben. Eltern, die diese intensive Zeit gemeinsam mit ihrem Baby bewältigen, schaffen eine starke Basis für die Zukunft – mit viel Liebe, Nähe und Unterstützung.

      Für Eltern von Frühgeborenen in der Schweiz stehen zahlreiche Informations- und Unterstützungsangebote zur Verfügung. Hier eine Übersicht:

      1. Frühchen Schweiz

      Eine Plattform, die verlässliche Informationen und gezielte Unterstützung für Frühcheneltern in jeder Region bietet. Sie fördert den Austausch zwischen Betroffenen und sensibilisiert die Öffentlichkeit für das Thema Frühgeburt.

      2. SwissNeoNet

      Ein Netzwerk von Fachleuten, das sich um das Wohl der Schweizer Frühgeborenen kümmert – sowohl während der Ersthospitalisation als auch bei entwicklungsneurologischen Nachfolgeuntersuchungen in den ersten fünf bis sechs Lebensjahren.

      3. Transition to Home

      Ein Forschungs- und Praxisprojekt, das den Übergang vom Spital nach Hause für Familien mit Frühgeborenen erleichtert und verbessert. Ein interprofessionelles Team begleitet die Familien ab Geburt bis sechs Monate nach Spitalaustritt.

      4. amiamusica

      Ein Verein, der sich für frühgeborene Kinder und ihre Eltern einsetzt, indem er Musik und Musiktherapie fördert. Er bringt betroffene Familien, Fachleute und Förderer zusammen, um die Entwicklung der Kinder zu unterstützen.

      5. Neonatologische Abteilungen in Schweizer Spitälern

      Viele Schweizer Spitäler verfügen über spezialisierte Abteilungen für Frühgeborene. Beispielsweise bietet das Universitätsspital Zürich eine umfassende Versorgung für Frühgeborene an. Eine aktuelle Übersicht für die Schweiz gibt es nur aus dem Jahr 2011 (Wikipedia). Es empfiehlt sich deswegen direkt beim Spital in der Region Auskunft zu holen.

      6. Elternvereinigungen und Selbsthilfegruppen

      Lokale Gruppen bieten Austauschmöglichkeiten und Unterstützung für betroffene Familien. Informationen hierzu sind oft über Spitäler oder regionale Gesundheitsdienste erhältlich.

      7. Beratungsstellen für Eltern

      Viele Gemeinden bieten Beratungsdienste an, die Unterstützung in Fragen der Kindesentwicklung, Ernährung und Pflege bieten. Diese Stellen können wertvolle Ressourcen für Eltern von Frühgeborenen sein. 

       

      Quellenverweis:

      https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/agenda.gnpdetail.2024-0120.html

      https://www.fruehchenschweiz.ch/wissenswertes/ueberblick-fruehgeburt

      https://www.fruehchenschweiz.ch/engagement/we

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      https://fruehchenschweiz.ch

      https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/gesundheit-neugeborenen.html

      https://www.swissstats.bfs.admin.ch/data/webviewer/appId/ch.admin.bfs.swissstat/article/issue231422852200-01/package

      https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bevoelkerung/geburten-todesfaelle/geburten.html

      https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/aktuell/agenda.gnpdetail.2024-0120.html

      https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-32439.html

      https://www.bfs.admin.ch/news/de/2023-0113

      https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-13425.html

      https://www.bfs.admin.ch/agenda/de/2023-0113

      https://kinderklinik.insel.ch/de/unser-angebot/neonatologie/aktuelles-neonatologie/weltfruehgeborenentag-2024

      https://baernerbaer.ch/gesellschaft/wenn-das-leben-zu-frueh-beginnt/

      https://www.kispisg.ch/welt-fg-tag

      https://www.usz.ch/krankheit/fruehgeburt/

      https://www.efcni.org/activities/campaigns/starker-start-fuer-kleine-helden/

      https://www.efcni.org/wp-content/uploads/2023/10/2023_10_04_Toolkit_StarkerStart.pdf

      https://www.familienleben.ch/schwangerschaft/geburt/fruehgeburt-das-musst-du-wissen-7997

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